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Mittlerweile solltet ihr eine Vorstellung von eurem Thema haben und einen ungefähren Überblick über die zur Verfügung stehende Literatur. (Wenn das (noch) nicht so sein sollte, sind die allernächsten Tage die Zeit, das zu korrigieren!)
Der nächste Schritt ist jetzt das Verfassen der Disposition.
Ihr fragt euch vielleicht, wozu das gut sein soll, und im Rahmen eines Kurses zur Bacc-Arbeit ist das auch eine berechtigte Frage. Die Antwort lautet: es ist das Anliegen des Kurs, einen echten Wissenschaftsbetrieb zu simulieren. In dem kann man nicht einfach erforschen, was man möchte (es sei denn, man heißt Elon Musk), sondern steht unter ständigem Budget- und auch Konkurrenzdruck: beschränkte Mittel sollen – müssen – auf zumeist zu viele Forschungsprojekte verteilt werden, als dass man alle umsetzen könnte und die Entscheidung darüber wird an anderer Stelle gefällt. (Wenn das nicht so ist, entfällt auch die Notwendigkeit für eine Disposition.) Das gilt gleichermaßen für den universitären Bereich wie auch für die private Anwendungsforschung in der Wirtschaft.
Das bringt uns auch schon zum Kern der Disposition, deren englische Bezeichnung ihren Zweck viel deutlicher zum Ausdruck bringt: ›proposal‹ – Vorschlag.
Ihr verfasst also ein Dokument, das ein:e Entscheider:in (meistens ein Gremium) von eurer Forschung überzeugen soll, die es wert ist, umgesetzt zu werden. Behaltet das als den Leitgedanken im Hinterkopf, während ihr die Dispo schreibt.
Drei Phasen lassen sich unterscheiden: Planung, Schreiben und Review. (Zu letzteren beiden gibt es einen eigenen Text.)
Teilt die Dispo in zwei Abschnitte, von denen sich der erste mit dem Inhalt eures Forschungsprojektes befasst und der zweite mit dessen Umsetzung. So vermeidet ihr einen verwirrenden ›Kraut-und-Rüben‹-Eindruck, der beinahe auf eine Garantie für eine Ablehnung hinauslaufen würde.
Unsere gedachte Entscheiderin muss mit dem Inhalt des Projekts vertraut gemacht werden, also mit den Aspekten der Forschungsfrage. Nach dem Nennen des Titels der Arbeit (der selbst dadurch noch immer nicht ganz in Stein gemeißelt und auch danach noch geringfügig veränderbar ist) sprecht folgende Punkte an:
Forschungsfrage
Welche Wissenslücke wird gefüllt?
Warum ist das wichtig?
Warum jetzt?
Der erste Abschnitt gibt Auskunft über den Inhalt, aber um eine Entscheidung vorzubereiten, sind noch viele weitere Aspekte nötig. Das sollte man aufbereiten: kaum eine Abteilungsleitung hat Lust, sich die kommerziellen Aspekte eines Projekts selbst zusammen kramen zu müssen; sie erwartet, informiert zu werden. Außerdem wollt ihr ja, dass dabei nichts Wesentliches übersehen wird. Natürlich muss keine komplette Projektvorkalkulation vorliegen (dafür gibt es wieder Fachleute, wir sind ja Forscher), aber die Eckdaten müssen wir liefern:
Welches sind die Forschungsziele? Achtung, Falle: das ist nicht ganz dasselbe wie Frage und Wissenslücke! Nehmen wir wieder unsere Beispielfrage: ›Wie ist der Zusammenhang zwischen Metallgehalt des Futters und Gefiederfärbung beim Tukan?‹ Die Wissenslücke, die geschlossen wird, liegt im Metabolismus von Tropenvögeln (sollte in Abschnitt 1 stehen), aber das Ziel könnte es sein, ›Zoos und Wildhütern bestmögliche Empfehlungen zusammenstellen zu können, um attraktive und gesunde Tiere präsentieren zu können‹. Ganz wichtig auch: persönliche Ziele (›ich möchte herausfinden...‹) haben hier (und auch sonstwo) nichts verloren!
Welche Methode? Bei uns wird das vermutlich meistens ›Literaturrecherche‹ und/oder ›Fallstudie‹ sein. Natürlich gibt es prinzipiell keine Einschränkungen: auch ›Entwicklungsprojekt‹, ›Umfragen‹, ›Metastudie‹ oder 1000 andere Methoden und -mixe sind denkbar (aber ich hätte offen gesagt Bedenken in Bezug auf die zur Verfügung stehende Zeit).
Wie lang (Dauer)? Eventuell könntet ihr sogar ein (grobes) Gantt-Chart beifügen, aber uns ist die Dauer durch den Kurs ohnehin vorgegeben.
Welche Ressourcen? Das ist natürlich eine wichtige Komponente, da jedes Forschungsprojekt wirtschaftliche Mittel beansprucht/verbraucht/blockiert. In unserem Fall wird es praktisch ausnahmslos um persönliche Resourcen und eventuell die eurer Firma gehen.
(Anm.: Erinnert euch in diesem Zusammenhang bitte an Inges Antwort auf den 1. Text ›Forschungsfrage‹!)
So viel für heute, später geht's weiter über das Schreiben und Optimieren der Dispo.
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